Beschreibung
Basel: Vereinigung der Freunde Antiker Kunst 2005. 4°. 300 Seiten, 60 Bildtafeln, zahlreiche Strichzeichnungen und Pläne, Pappband (sehr gut erhalten) (=Antike Kunst : Beihefte ; 19)
Der phönizische Heilgott Eschmun hatte in den Gärten von Bostan ech Sheiq bei Sidon eines seiner grössten Heiligtümer. Dank der Lage ausserhalb des durch Neubauten bis in grosse Tiefen durchwühlten Stadtgebiets blieb das im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründete Eschmun-Heiligtum recht gut erhalten; während des libanesischen Bürgerkriegs sind allerdings die meisten Votivskulpturen, Architekturteile und Inschriften «verschwunden». Die wissenschaftliche Dokumentation der gestohlenen Bauteile und ein Rekonstruktionsversuch ihres ursprünglichen architektonischen Gesamtkonzepts sind das doppelte Ziel dieses letzten Bandes der Grabungspublikation. Zwei monumentale Podien dominieren bis heute optisch das Heiligtum. Auf ihnen standen einst Toranlagen, Altäre und Tempel. Mit den aus lokalem Kalkstein gearbeiteten Säulenbasen und Löwenwasserspeiern folgt der Tempel des späten 6. oder frühen 5. Jahrhunderts v. Chr. syro-phönizischen Traditionen. Aus Griechenland importierter, wohl attischer Marmor diente als Baumaterial für den Tempel des frühen 4. Jahrhunderts v. Chr. Im äusseren Erscheinungsbild bot er sich als ionischer Amphiprostylos dar; mit Stierprotomenkapitellen über assyrischen Blattkranzbasen blieb die Cella jedoch der nahöstlichen – mesopotamischen und iranischen – Formenwelt verpflichtet. Gemäss unserem Rekonstruktionsvorschlag ist der klassische Eschmun-Tempel der bisher älteste Vorläufer der berühmten Tempel des Bacchus in Baalbek und des Bêl in Palmyra. Die ägyptischen, phönizischen und griechischen Inschriften zeigen nicht nur die weitgespannten handelspolitischen und kulturellen Kontakte auf, die Sidon mit der gesamten antiken Welt verbanden, sondern vermitteln auch Einblicke in die phönizische Götterwelt und in Riten und Organisation des Eschmun-Kultes.
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