Cagliostros Tun war privilegiertes Thema der aufkeimenden Massenmedien der Aufklärung. Als historischer Akteur hat der Arzt und Alchemist wenig Kontur. Die Urteile schwanken zwischen Scharlatan und Prophet. Dass er eigene Arzneien hatte, ist bekannt. Die wenigen veröffentlichten Rezepte werden in der Pharmaziegeschichte als Inbegriff für Geheimmittel gehandelt – das waren Eigenpräparate bekannter Ärzte. Von einer Rezeptsammlung, die im Basler Staatsarchiv aufbewahrt wird, konnten etliche Stücke Cagliostro zugeschrieben werden. Diese Formeln ermöglichen es, von seiner Pharmakopöe zu sprechen und sie der pharmaziehistorischen Analyse zu unterziehen. 13 Rezepte sind hier ediert. Ihre Bewertung kann dazu beitragen, ein differenzierteres Bild einer der umstrittensten Figuren der europäischen Geschichte zu zeichnen.
Der Autor:
Daniel Kriemler (Dr. phil. ) war wissenschaftlicher Assistent am Pharmaziemuseum der Universität Basel und promovierte am Departement Geschichte der gleichen Universität. Er ist als Lehrer und freischaffender Historiker tätig.